Du fühlst dich krank, erschöpft und ausgelaugt, aber der Arzt entlässt dich als gesund und empfiehlt frische Luft und mehr Schlaf ohne einen Gedanken an Nebennieren-Schwäche? Durch die gängigen Diagnosemöglichkeiten kann niemals ein aussagekräftiges Bild über die verschiedenen, zusammenhängenden Systeme im Körper entstehen.
Nur durch ein ausführliches Gespräch, wie dem nötigen Hintergrundwissen ist es möglich, dem immer häufigeren Bild der Nebennieren-Schwäche auf die Schliche zu kommen und es erfolgreich zu behandeln. Dies ist möglich, allerdings braucht es klare Veränderungen im Lebenswandel, wie auch Unterstützung durch Fachpersonal im Stoffwechsel zur vollständigen Regeneration.
Wie entsteht eine Nebennieren-Schwäche?
Stress gehört zum Leben. Der menschliche Körper ist darauf eingerichtet, damit umzugehen. Die Nebennieren produzieren Botenstoffe, welche schnelles Reagieren – Kampf oder Flucht (Fight/Flight) – möglich machen. Auch der restliche Körper ist dadurch betroffen: alle Organe und der Kreislauf werden durch diese Ausnahmesituationen gesteuert. Doch für chronischen Stress ist unser Körper nicht gebaut. Aus diesem Grund kommt es heutzutage zu Überlastungserscheinungen der Nebennieren, da die notwendigen Hormone nicht mehr produziert werden können.
Viele Millionen Menschen leiden heute unter diesen Problemen. Die häufigste Anzeichen sind:
- Erschöpfung
- verminderte Stressresistenz
- Müdigkeit
- Antriebslosigkeit
- Infektanfälligkeit
- Stimmungsschwankungen
Die zugrunde liegende Ursache wird in der klassischen Symptommedizin nicht erkannt. Mit diesem Artikel möchte ich auf Möglichkeiten des Erkennens einer Nebennieren-Schwäche, wie der möglichen Schritte zur Besserung eingehen.
In der Literatur werden weiters Begriffe wie Nebenniereninsuffizienz, Nebennierenerschöpfung und Nebennierenerkrankung verwendet, welche alle die gleiche zugrunde liegende Problematik beschreiben.
Hauptursachen von Nebennieren-Schwäche
- Schlafmangel
- langes Wachbleiben, auch bei Müdigkeit
- schlechte Ernährung
- physische wie psychische Traumata
- getriebenes Verhalten
- Perfektionismus
- wenig Spaß im Leben
Situationen, die eine Nebennieren-Schwäche begünstigen
- intensives Studium oder zu viel Arbeit
- keine Unterstützung von Familie oder Freunden
- alleinerziehend
- unglückliche Ehe
- Mobbing
- Missbrauch von Alkohol, Drogen, Medikamenten
- Schichtarbeit (gestörter Biorhythmus)
- unglücklich in der Arbeit
Immer wiederkehrende Stresssituationen machen uns anfällig für die Entwicklung des Krankheitsbildes der Nebennieren-Schwäche. Die Folgen sind, dass man immer länger braucht, um sich von einem belastenden Ereignis zu erholen, da der Körper schwächer wird und die Ressourcen knapper. Spätestens dann kann man sich fragen, ob das gewählte Leben wirklich dem entspricht, was für einen das Optimum wäre.
“Aber ich suche mir das doch nicht aus!” heisst es oft, wenn jemand in eine aussichtslose Situation gerät. Dies mag in dem Moment so scheinen, doch wir haben immer die Wahl, uns das Leben leichter zu gestalten. Dies bedarf oftmals radikalen (von lat. radix = Wurzel) Veränderungen, die manchmal aussichtslos erscheinen. In kleinen Schritten beginnend kann an der persönlichen Gesundung gearbeitet werden und spätestens ab dem Zeitpunkt, wo Wohlbefinden spürbar wird, gibt es kein Zurück mehr. Der Körper und vor allem das Gehirn können sich erholen und entkommen dem Überlebensmodus.
Physiologie der Nebenniere
Die Nebennieren produzieren im Verlauf einer normalen Stressreaktion Cortisol, welches uns neben Adrenalin und Noradrenalin als Stresshormon bekannt ist. Cortisol wird vermehrt ausgeschüttet, je länger und öfter eine Stresssituation auftritt. Dies geschieht durch eine Aktivierung des Hypothalamus und der Hypophyse, welche ACTH produziert und die Nebennieren aktiviert. Diese Aktion verbraucht auch Co-Faktoren, welche dafür von Nöten sind: Vitamin B, C, E. Auch die Minieralien Magnesium, Kalium, Natrium und Kalzium spielen dabei eine wichtige Rolle.
Somit kommt es bei chronischem Stress zum vermehrten Verbrauch dieser Mikronährstoffe, was im weiteren Verlauf Mangelerscheinungen für den ganzen Körper verursacht. Zum Beispiel sind Herzrhythmusstörungen (Extrasystolen) möglich, da das Gleichgewicht an Mineralien gestört ist. Bei einer starken Nebennierenschwäche ist der Cortisolspiegel niedrig. Genau das wirkt sich auf alle möglichen Organsysteme des Körpers aus. Natürlich ist auch das Immunsystem davon betroffen, welches dadurch schwächer und der Körper anfälliger für Infekte wird. Es fehlt somit die Energie, Abwehrreaktionen aufrechtzuerhalten.
Cushing Syndrom ist eine übermäßige Ansammlung von Cortisol im Blut inklusive Blutzuckerschwankungen und Morbus Addison beschreibt die gut behandelbare Unterfunktion der Nebenniere.
Diagnosemöglichkeiten
- Speichel Hormontest (ASI – Adrenal Stress Index): Ein Cortisol-Tagesprofil zählt zu den aussagekräftigsten Möglichkeiten eine Nebennierenschwäche festzustellen: -> Hier geht es zum Adrenal Stress Index (ASI) Selbsttest der Stresshormone Cortisol & DHEA über Medivere
- Schilddrüse: Menschen mit einer Nebennierenschwäche haben auch oft eine Schilddrüsenunterfunktion, bzw. auch autoimmunen Hashimoto aufgrund der immunologischen Dysbalance durch zu viel Stress. Welche Werte hier interessant sind, findest Du im passenden Artikel über Schilddrüsengesundheit von mir dazu. Es kann zu einem Anstieg von TSH kommen, der dann dem Symptom nach medikamentös therapiert wird, ohne die Ursache zu erkennen. Dabei verändern sich die störenden Symptome natürlich nicht und Du verlierst weiterhin Energie.
- Darm: Im Falle eines Leaky Gut, wo der Darm durchlässig wird und das Immunsystem strapaziert, kommt es zu einer Aktivierung des sympathischen Nervensystems, welches eine Nebenniereninsuffizienz begünstigen kann. Durch die schlechtere Aufnahme von Nährstoffen kommt es zusätzlich zu einer Unterversorgung des Systems, was noch mehr Stress bedeutet. Zeichen dafür sind auffällige Stuhlgänge (Verstopfung/Durchfälle) wie auch Blähungen, Unverträglichkeiten und Allergien. Eine sorgfältig durchgeführte Darmsanierung kann das Ergebnis der Therapie wesentlich begünstigen.
- Vollblut Analyse Mikronährstoffe: Viele Mineralien und Spurenelemente üben ihre Funktionen in der Zelle und nicht im Blut (Serum) aus. Deswegen ist eine Vollblut Analyse das bevorzugte Tool, um Mängel aufzudecken, wo sie wirklich bestehen. Hier bestellst Du ein Testkit, mit dem Du dann zum Arzt zur Blutabnahme gehst.
Lösungsansätze
- Ernährung
Hier ist vor allem auf regelmäßige Nahrungsaufnahme zu achten, welche den Blutzuckerspiegel nicht strapaziert aber konstant hält. Viele Menschen mit einer Nebennierenschwäche leiden an Heisshungerattacken und Kreislaufproblemen. Wenn Du Symptome einer Nebennierenschwäche hast, solltest Du nicht zu lange fasten, da dies Stress verursachen kann. Cortisol im Normbereich sorgt u.a. für einen konstanten Blutzucker. Kümmerst Du Dich auch um ausreichenden Kalziumgehalt in der Ernährung. Wie vielleicht auch schon bekannt ist, gehört Getreide wegen seinem Gehalt an Gluten und anderen Anti-Nährstoffen nicht unbedingt zu den wirklich gesunden Lebensmitteln. Bei regelmäßigem Verzehr von größeren Mengen (Vollkorn-)Getreide kommt es zusätzlich genauso zu Insulinausschüttungen, welche meistens auf zu wenig Bewegung treffen und den Körper mehr belasten als ihm dienlich sind. Ein Orientierung in Richtung Paleo-Ernährung kann helfen, den Blutzucker zu stabilisieren, den Darm zu beruhigen und seinen eigenen Rhythmus in der Zusammensetzung der Makronährstoffe zu finden.Paleo bedeutet nicht Low-Carb, d.h. es können und sollen sehr wohl Kohlenhydrate auf den Teller, nur eben nicht aus den gängigen, raffinierten Quellen. Immer in Kombination mit Eiweiß und guten Fetten. Letztere verlieren (Gott sei Dank) endlich ihren “bösen” Status und dienen dem Körper zur Energiegewinnung und Sättigung.
- Mikronährstoffe
Wie schon angesprochen benötigt die Niere folgende Nährstoffe in adäquatem Verhältnis täglich bis zur Genesung. Hier werden die wichtigsten Bausteine aufgelistet, welche eine Regeneration der gestressten Organe bewirken können. Die Angaben können je nach Stärke der Nebennierenschwäche variieren.Vitamin C (Ascorbatekomplex) 2-4g (Bedarf kann nach oben steigen)
Vitamin E (800mg) Tocopherolmix
Magnesium 400mg abends
B-Vitamin Komplex (v.a. B3, 6 & 12)
Kalzium 750-1000mg - Adrenale Adaptogene
sind Kräuterwirkstoffe, die zentral, also im Verlauf der Stressachse (HPA-Achse, vor allem im Hippocampus) im Gehirn wirken. Trotz dem Namen adrenal (von Niere) üben sie ihre Wirkung im Nervensystem aus. Hierzu zählen u.a. Ginseng, Rosenwurz und Ginko, welche beruhigen und normalisieren. Hier findest Du ein gutes Produkt mit hochwirksamen, pflanzlichen Inhaltsstoffen. - Bewegung
Menschen mit Nebennierenschwäche haben oftmals keine Energie zu bewegen. In Vorstadien der Überforderung brauchst Du aber viel Ausgleich, um Cortisol abzubauen, was schnell zu Überlastung führen kann. Generell sind regelmäßige Ausdauereinheiten und moderate Krafttrainings interessant. Es darf Spaß machen, auch wenn anfangs die Überwindung groß sein kann. Geh nicht auf Konkurrenz und trainier nicht für einen Marathon. Spiel & Spaß stehen im Vordergrund, alleine wie im Team. - Entspannung
Yoga, Autogenes Training, Meditation oder Progressive Muskelentspannung gehören zu den bekannten Methoden, welche Körper & Geist beruhigen und das vegetative Nervensystem regulieren. Ich empfehle tägliche Praxis, auch wenn nur kurz möglich. Fokussiertes, bewusstes Atmen kann als mehrmalige Anwendung über den Tag Wunder wirken – vorausgesetzt es wird gemacht. Mache es Dir zum Ritual, entspannende Momente in Deinen Tagesplan einzubauen, sogenannte Termine mit Dir selbst. Deine Nebennieren werden es Dir danken.
Hinweise
Minimiere körperliche Belastungen für die Phase Deiner Genesung und darüber hinaus. Diese können z.B. Zahnprobleme wie auch Darmstörungen sein, welche aufgrund von Nahrungsmittelunverträglichkeiten aufrecht erhalten bleiben. Gönnen Dir lange Schlafphasen (mind. 8h) und halten Dich regelmäßig an der frischen Luft auf. Lass Alkohol sein und meide Kaffee, schwarzen Tee & Schokolade. Letztere hat durch die Wirkung von Theobromin ähnliche Wirkung wie Koffein und kann vor allem Abends die Nebennieren fordern.